Yoga meets Tango Argentino in Bischof
Die 20-Dörfer-Post war zu Besuch in Bischof Nr. 10 bei Natalie
Bhattacharyya und Riccardo Di Corato-Bhattacharyya. Die gemeinsame
Geschichte von Natalie und Ricco begann in Bussau, wo Natalie mit
ihren Kindern viele Jahre wohnte und gerade dabei war für ihre
Familie etwas Neues zur Miete zu suchen. Ricco trat (tanzte;)) in ihr
Leben und nach längerer gemeinsamer Suche im Wendland stießen sie
auf den Resthof in Bischof, den sie kauften und sanierten. Klingt
leichter als es war – der Hof entpuppte sich als riesige Baustelle
mit Kernsanierung und vielen weiteren unschönen Überraschungen.
Doch 2009 war es dann soweit und sie konnten einziehen. Natalie
arbeitete zu der Zeit noch als Lehrerin an der Grundschule in Clenze,
vorher in Uelzen. Aus gesundheitlichen Gründen musste sie dann nach
25 Jahren Tätigkeit in der Schule kürzer treten.
Als dann ihr Sohn
Santosha und ihre Tochter Celina auszogen, baute Ricco, der gelernter
Zimmerer ist, eines der Kinderzimmer zum Yogaraum um, auch eine
längere Bauphase. Doch schließlich fand das „Umhertingeln“ mit
Yogamatten, um in anderen Einrichtungen wie z.B. in Kindergärten zu
unterrichten, ein Ende. Gerne erinnert sich Natalie an einen Yogakurs
im Spielkreis Kiefen. „Die Spielkreisleiterin, Elfi Wolter war
immer offen für Neues, die Eltern sehr unterstützend und die Kinder
quicklebendig und neugierig.“ Im November 2014 starteten die
Yogagruppen im „Yogaraum Wendland“ in Bischof. Das Jubiläum
wurde letzten November mit den aktuellen Teilnehmer*innen gefeiert,
einige sind schon seit langem dabei.
Wieso Yoga?
Die Yogazeit und
ihre diversen Ausbildungen nahmen ihren Anfang in Berlin im Alter von
21 Jahren. „Zu dieser Zeit habe ich viel getanzt, ich war viel
unterwegs und vom Temperament her schon immer ein eher quirliger
Mensch, so dass ich einen Ausgleich suchte, um zur Ruhe zu kommen.“
Yoga lag da nahe, schon allein durch ihre indischen Wurzeln. „Im
Yoga fühle ich mich zu Hause, es gibt mir eine Anbindung, einen Pol,
um mich zu sammeln“, sagt sie und betont, dass es darum im Yoga
auch geht, um die Verbindung zu sich selbst. Neben Asanas (Körperposen) und Kriyas (Bewegungsfolgen) spielen Atmung, Bewusstheit und
Achtsamkeit eine große Rolle. „Wenn das dann im eigenen Flow
geschehen kann, ist das einfach wunderbar!“ Auch Kinder schätzen
die Entspannungsmomente sehr, nachdem sie sich in Beweglichkeit,
Geschicklichkeit, Koordination und Motorik geübt haben. Nach vielen
Fortbildungen folgte nochmal eine große, viereinhalbjährige
TriYoga-Ausbildung mit vielen Prüfungen, Lehrproben und einer Abschlussarbeit. „Es war unglaublich anstrengend, aber damit habe ich
meinen Stil gefunden“, so Natalie. In ihrem liebevoll gestalteten
Yogaraum bietet sie verschiedene Yogakurse an. So gibt es neben
TriYoga auch immer Einzelstunden auf Anfrage, sei es für
Kleingruppen oder Familien. Derzeit gibt es keinen Kurs für prä-
und postnatales Yoga, bei Interesse würde sie es sofort wie der
anbieten. Schwangere begleiten zu dürfen, sei es in einer
Einzelbetreuung oder in der Gruppe, bedeutet ihr viel.
Natalies
Schwerpunkt findet sich in der individuellen Gestaltung des
Unterrichts wieder. Es geht um die individuellen Bedürfnisse der
Teilnehmer*innen, ihren Befindlichkeiten und Bedürfnissen, daher
auch die Entscheidung in Kleingruppen zu unterrichten. Dabei ist es
ihr wichtig, dass die übende Person gut für sich sorgt, im eigenen
Rahmen übt mit dem, was diese mitbringt ohne sich unter Druck zu
setzen. Es gibt immer Alternativen. Kann jemand z.B. aus
gesundheitlichen Gründen eine Asana nicht ausführen, dann findet
sie einen Weg, die Übung den individuellen Bedürfnissen
anzupassen.
Tango Argentino
Im „Yogaraum Wendland“ wird nicht nur
Yoga angeboten. Beide, Natalie und Ricco, sind leidenschaftliche
Tangotänzer*innen und unterrichten Tango Argentino. Die Faszination
dieses Tanzes liegt darin, dass es um die Verbindung und
Kommunikation zweier Menschen geht. Nichts wird auswändig gelernt,
kein gemeinsamer Tanz gleicht dem anderen. „Der Tango Argentino ist
ein Gespräch auf der Basis der Musikinterpretation. Die Musik
inspiriert die führende Person Signale zu senden, die der/die
Tanzpartner*in interpretiert und umsetzt,“ so Ricco. Interessant
dabei ist, dass es ein stetiges Fließen ist. Neben ein paar
Grundprinzipien im Tango gibt es viele Freiräume, die sich immer
mehr eröffnen, je mehr einem der Tanz vertraut ist. „Es hört nie
auf“, sagt Natalie. „Du kannst dich immer weiterentwickeln, doch
das Schönste ist, sich mit sich selbst zu verbinden, mit dem
Partner/der Partnerin, mit der Musik; sich zu berühren und sich
gemeinsam auf den Weg zu machen.“ Die Musik und die Texte des
Tangos thematisieren Gefühle wie Leidenschaft, Sehnsucht, Liebe und
Verlust, die Komplexität menschlicher Beziehungen werden
widergespiegelt. Die Musik berührt Natalie und Ricco sehr. Beide
haben sich, wie kann es anders sein, vor beinahe 20 Jahren beim Tango
kennen gelernt. Neben der Passion zum Tango Argentino, ist dieser
Tanz nun auch ein gemeinsames Arbeitsfeld geworden. Vor ein paar
Jahren über nahm Ricco einen Kurs im Wendland, dann wurde es mehr,
irgendwann kam Natalie dazu und nun unterrichten beide regelmäßige
Kurse in Beseland und Dannenberg über den Heidetango e.V. Der Verein
umfasst das Wendland und Lüneburg als Einzugsgebiet. Neben den
regelmäßigen Kursen gibt es immer wieder extra Veranstaltungen wie
z.B. einmal im Monat die „Café Milonga“ im Seiltänzer in
Schreyahn. Bei Interesse gerne einmal stöbern auf der Heidetango
Seite: www.heidetango.de
Vielleicht ist es kein Wunder, dass aus gerechnet der argentinische Tango Natalie und Ricco so fasziniert. Hat er doch seinen Ursprung in den Arbeitervierteln von Buenos Aires im späten 19. Jahrhundert, wo Einwanderer*innen aus aller Welt, viele aus Italien, eintrafen und von einem besseren Leben träumten. Ricco ist gebürtiger Italiener, aufgewachsen in Nordfriesland. Für ihn war klar, dass er weiterhin in einer ländlichen Gegend leben möchte, in der man weit blicken kann. Das ist ihm gelungen, denn der Resthof von Natalie und Ricco bietet genau das, einen weiten Blick in die Ferne über die Felder mit atemberaubenden Sonnenuntergängen im Sommer. Das ist einer der vielen Gründe, warum die beiden sich entschieden haben, seit dem letzten Jahr an der Wendlandpartie zwischen Himmelfahrt und Pfingsten teilzunehmen.
TanzTerrasse Bischof
„Den Hof zu beleben zu besonderen Zeiten, den Platz und den Blick mit anderen zu teilen, die Möglichkeiten des Hofes zu nutzen, die er bietet – das macht mich glücklich“, sagt Natalie. Der Hof, der so viel Arbeit gemacht und Schweiß und Tränen gekostet hat, wird mit Leben gefüllt. Hier wird eine Plattform geboten, sich zu begegnen und über den Tanz zu kommunizieren. Wer keine Lust hat zu tanzen, kann sich gemütlich niederlassen und den Blick in die Ferne schweifen lassen, das bunte Treiben beobachten, sich an der fröhlichen Stimmung erfreuen und neben Kaffee und Kuchen, kühlen Getränken, auch super leckere Pommes genießen. Auch ein paar ausgewählte Aussteller*innen sind dabei und bereichern den Bischofer Punkt. Natürlich wird auf der TanzTerrasse nicht nur argentinischer Tango angeboten. Es gibt Workshops für Ägyptischen Tanz, Swing und Lindy Hop, Salsa, Afrikanischen Tanz und Trommeln, kreativen Tanz und Forró. Hierbei handelt es sich um einen brasilianischen Paartanz, wo sogar eine Band aus Hannover für ein Konzert auf der Tanz-Terrasse spielt. Sogar Miguel, ein argentinischer Gitarrist aus Buenos Aires kommt wieder, um die Tangotänzer*innen live zu begleiten. „Ich bin total geflasht, denn groß Geld kann hier nicht verdient werden. Im Gegenteil, alles läuft über Hutkasse und wir können froh sein, wenn die Ausgaben halbwegs gedeckt sind. Es zeigt wie unsere Idee aufgeht, wie Menschen mit uns die Freude teilen etwas zu bewegen“, strahlt Natalie und ist dankbar, dass Ricco voll dabei ist, denn ohne ihn würde es gar nicht gehen. Er hat die Ruhe weg und hat sowohl für draußen wie auch für drinnen in der großen Scheune einen Tanzboden gebaut. Auf die Frage, was Natalie als Nächstes plant, antwortet sie lachend: „Als Erstes muss ich wohl mal einen Gutschein entwerfen für meinen Yogaunterricht, speziell für die Einzelstunden, die immer wieder angefragt werden, das sollte mal professioneller werden. Tja, und dann träume ich davon Salsa bei uns anzubieten!“
Yoga für alle
Aus zwei mach eins: Montags um 18.00 Uhr startet im DGH eine Yoga-Gruppe, zu der Frauen wie Männer willkommen sind. Johannes Pfeifer, Yoga-Lehrer und Krankenpfleger aus der Gemeinde, bietet den Kurs an. Jede Einheit dauert 75 Minuten. Die Yoga-Gruppe nur für Männer findet nicht mehr statt. Yoga erhält und fördert die Beweglichkeit und hilft zu entspannen; es bringt Körper, Geist und Seele zusammen. Und im Dörfergemeinschaftshaus bietet sich den Teilnehmenden dabei auch eine herrliche Aussicht auf Wiesen, Felder und Kukater Wald. Fragen zum Kurs beantwortet Johannes Pfeifer unter Tel: 0170/5863275.